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Ferien in England / Ein Sketch von Alex Mühle

Ein Deutscher und seine Frau sitzen im Auto (2 Stühle). Er fährt.
Sie sind mit einem dicken Mercedes (links gesteuert) unterwegs. Er ist etwa
ca. 60, sie ca. 65 Jahre alt. Beide sprechen Englisch eher schlecht und
mit einem fürchterlichen Deutschen Akzent!




Einführung (Monolog)



In England, liebe Leute, ist vieles anders als bei uns. Nicht, dass auf
der falschen Strassenseite gefahren und die Geschwindigkeit in Meilen angezeigt
wird, nein, auch das Essen ist - sagen wir mal - anders. Da gibt es z.B.
eine Art Auflauf aus Steak und Kidney, das ist Niere oder zum Frühstück
gibt es Speck und Eier. Bitter-Orange –Marmelade haben die Engländer
am liebsten. Die anderen Marmeladen heissen deshalb Jam und nicht Marmalade
wie die Bitter-Orange.


Die Engländer sprechen vorzugsweise Englisch. Das Frühstück
heisst Breakfast und das Eisen heisst Iron. Nur der Idiot heisst Idiot,
auch wenn er anders betont wird.



Andere Länder, heisst es, andere Sitten. Das macht aber das Reisen
so interessant, na ja, wenn man es mag und sich anpassen kann. Wenn nicht,
dann kann es schon mal zu Problemen führen, wie in den folgenden vier
Szenen beschrieben:




Szene 1




Beide kommen aus dem Hotel mit den Koffern und laden ein. Sie geht voran.




Sie Das war aber ein schönes Hotel. Besonders die Blumen an
der Reception haben mir sehr gefallen.

Er Ja, ja, aber das Morgenessen war ja katastrophal. Die Engländer
spinnen ja, Speck und Eier zum Morgenessen. Das die das runterbringen. Könnte
ich nicht. Und die Würstchen sehen ja aus, igitt.

Sie Die kennen das gar nicht, Brot und Marmelade zum Frühstück.
Die nennen das hier Kontinentaal Präkfäst.


Er Und als Marmelade kennen Sie nur Bitterorange. Dabei ist das
die einzige Marmelade die ich gerade nicht gern habe! Dabei habe ich gefragt
ob sie keine andere Marmelade haben. (betont) Ich habe extra gefragt:
"Do you have any other marmalade?" (Phonetisch. Du ju häf äni
other marmaläid)
Aber nichts zu wollen. Sie hätten nur Jam
(phonetisch: Tschääm). Weiss der Teufel, was das für
ein Zeugs ist. Wo ist die Karte?


Sie Ach Gott Männe, die habe ich in den Koffer gesteckt (fängt
an Koffer auszupacken).


Er setzt sich ans Lenkrad und wartet ungeduldig. Nun komm
schon, wir haben eine lange Reise vor uns. Morgen müssen wir in Schottland
sein.

Sie murmelt aus dem Koffer Ich komme ja schon. Ich habe die
Karten! (schliesst den Koffer und den Kofferaum und steigt ein).


Er (studiert die Strassen-Karte. Zu sich selber) Also Birmingham
möchte ich auf der M40 umrunden.

Sie (studiert die historische Karte. zu sich selber) Also
nach Liverpool möchte ich auch mal, (zu ihrem Mann:) wenn wir
schon durch die Gegend fahren. Du weisst, ich liebe die Beatles über
alles.


Er Also, wir können nicht überall halten. Ueberhaupt ist
Liverpool ja nur eine Industriestadt und die Beatles sind schon lange nicht
mehr dort.

Sie Aber Männe, wenn wir durch Wales fahren würden, kämen
wir durch Liverpool durch.

Er Aber Schatzi, wir fahren doch nach Schottland. Da kommen wir
nicht nach Wales. Und auch nicht nach Liverpool


Sie Ach ja. Aber wir könnten über Liverpool fahren, wenn
wir wollten

Er (startet den Motor). Ja. Aber wir wollen nicht.

Sie (bestimmt)... aber auf dem Rückweg können wir
ja über Liverpool fahren.


Er Wir f a h r en n i c h t n a c h L i v e r p o o l (schüttelt
den Kopf und gibt ihr die Strassenkarte)
Schau, hier fahren wir durch.
Du führst mich mit der Karte und gibst mir rechtzeitig Bescheid, wenn
die Autobahnauffahrt kommt. Du bist verantwortlich, dass wir richtig fahren.
Ich verlasse mich voll auf Dich. (fährt los, pause) Und wehe
wenn wir in Liverpool ankommen...!

Black.





Szene 2 (unterwegs)




Sie (scheinheilig) Wo sind wir jetzt?

Er (schaut auf die aufgeschlagene Karte, welche auf den Knien
seiner Frau liegt und macht Kreis- und Tipp-Bewegungen)
Da!


Sie: (ist so schlau wie vorher) Ahaaa_aaaAAAAAA! (der Wagen vor
den beiden hatte unmittelbar gebremst, sodass das Aha in einen Schrei überging).




Er (bremst ziemlich scharf, beide Schauspieler imitieren das
Bremsen, und öffnet das Fenster. Schreit zum Fenster hinaus:)
Du
Trottel, du dämlicher! Was bremst Du so blöd!


Sie (tippt ihn an) der versteht doch kein Deutsch!

Er Ah, ja. (aus dem Fenster) Du stupid..!! äh, (zu
seiner Frau) was heisst Trottel auf Englisch?


Sie weiss nicht. Vielleicht Idiot (deutsch), Idiot (englisch).
Schreit gegen das offene Fahrerfenster: Idiot! (phonetisch: Iddiet)

Er (aus dem Fenster nach vorn) Du stupid Idiot, why brake
you – äh - so sharp?


(aus dem Fenster nach hinten) Why Du huup there? (hupen)

Sie Fahr weiter, komm Schatzi. (Vertieft sich in Karte)

Er Wo komme ich bloss auf die Autobahn?

Sie vertieft in Karte


Er (penetrant) Schatzi, wo komme ich auf die Autobahn?

Sie Jaaaa... (Pause) ...da ist keine Autobahn eingezeichnet!

Er doch, England hat Autobahnen, glaub mir, ganz bestimmt

Sie Nein, da hat es keine Autobahnen. (Pause) Da hat es nur
Motor-Ways!


Er (entnervt) Ja, genau die will ich ja.

Sie (pikiert) dann sag doch gleich, dass Du den Motor-Way
nehmen willst. Warum sagst Du, Du willst auf die Autobahn, wenn Du auf den
Motor-Way willst. Du könntest mir das Kartenlesen wirklich vereinfachen,
wenn Du mir sagst, was Du willst. Du weisst, dass mir das Kartenlesen kein
Spass macht.

Er (noch pikierter) Meinst Du, mir macht das fahren auf der
falschen Strassenseite Spass? Ich muss höllisch aufpassen, dass ich
nicht falsch fahre und Du nörgelst ständig herum. Wer wollte denn
nach England, hein? Du. Wer wollte denn gefahren werden, hein? Du.


Sie (aufgebläht) Ich wollte erstens nach Schottland
und zweitens war es Deine Idee, den ganzen Weg zu fahren, nur weil Dir das
Flugticket zu teuer war. Dabei wäre ich so gerne geflogen. Aber Du
musstest ja unbedingt Deinen Mercedes den Engländern vorführen.
(ironisch) Ja ja, die müssen mal wissen, was ein Deutsches Auto
ist.

Sie (abweisend) Frag doch irgendwen nach der Autobahn.


Er Nein, nein, die finden wir auch so.

Sie (Penetrant) Jetzt frag doch schon!

Er (Beschwichtigend) Also gut. (hält an und kurbelt
das Fenster herunter).
Excuse me, could you please tell me where I can
find the motorway? (phonetisch: Exkuusmi, kuuld yu pliis tell mi werr
ei känn find the motoorwäi?)


(Er hört aufmerksam dem leeren Raum zu, nickt andauernd, sagt ab und
zu Yes, yes, dann kurbelt er das Fenster wieder hoch)
Thank you.

Sie (erwartungsvoll) Und?

Er Kein Wort verstanden. (Sie fahren weiter, etwas Pause)

Sie (zeigt plötzlich 90° rechts) Dort!


Er Wo? Was?

Sie (zeigt 45° nach hinten und schaut nach hinten). Da!

Er Was?

Sie Dein Motor-Way


Er So ein Mist, wir haben die Auffahrt verpasst. Warum konntest
Du mir das nicht früher sagen?

Sie Wenn Du mir erst jetzt sagst, dass Du den Motor-Way nehmen willst.
(Pause) Aber gell, Männe, wenn wir die Auffahrt schon verpasst
haben, jetzt fahren wir doch nach Liverpool.



Black.





Szene 3 (auf der Autobahn)




Er Also mit den englischen Strassen komme ich jetzt schon ganz gut
zurecht. Nur beim Herausfahren aus einem Hof oder Parkplatz muss man höllisch
achtgeben, dass man nicht auf die falsche Strassenseite gelangt. Ist man
aber einmal auf der Strasse, dann geht's.



Aber mit den Autobahnen habe ich immer noch Mühe. Ich weiss nie, auf
welcher Seite jetzt die Ueberholspur ist.


Sie (öffnet den Reiseführer). Was mich auf den
englischen Autobahnen nervt ist, dass man nur 60 km/h fahren darf. So kommt
man wirklich nicht schnell weiter.

Er Komisch nur, dass sich niemand dran hält. Die fahren ja
alle doppelt so schnell wie ich! Warum hupt mich bloss jeder dritte an?
(Pause, sieht Schild und sagt dann für sich selbst:) Ah, noch
20 Meilen bis Manchester.


Sie Ach Schottland, ich freue mich ja so. Die saftigen Hügel,
das Hochmoor...

Er der Whisky und die Pubs...

Sie Ob wir wohl Nessie entdecken? (liest aus dem Reisefüher)
Inverness mit seiner Burg ist ein idealer Startplatz für die Erkundung
des Loch Ness. Ach Schottland ist sicher der schönste Teil von England!


Er (schnipst mit der rechten Hand) Schau mal im anderen Reiseführer,
ob es ein nettes Dörflein gibt, wo wir essen können.

Sie (blättert im anderen Reiseführer) Ach Männe,
tut mir so leid! (Pause) Ich habe da im Hotel den falschen Reiseführer
gekauft, dieser ist in englischer Sprache!


Er Ich dachte, Du kannst Englisch?

Sie (stolz) Ich war die Beste im Anfängerkurs!

Er Also, such uns ein nettes Plätzchen zum Mittagessen.

Sie Hier habe ich was gefunden. (lesend) Scrambleton is an
ancient village from the iron age (phonetisch: "Skrambletton is än
antschient villitsch from the iron aitsch"



(belehrend) Weisst Du Männe, das Dorf wurde gegründet
als die Iren noch in England waren.

Er (Voller Interesse) Aha, ein Dorf from the iron
age! (phonetisch: airon aitsch)

Sie Ich wollte schon immer mal irisch essen.


Er Wann waren denn die Iren in England?

Sie (blättert im Index) Iron age, Iron age, etwa 1200
vor Christus.

Er Das war doch, als bei uns etwa die Eisenzeit losging?

Sie (hat keine Ahnung) Ja, ja, das muss durchaus um diese
Zeit gewesen sein.


Er (triumphierend) Ja, bei so einer Reise kann man einiges
lernen. Ich habe nicht gewusst, dass die Iren so früh schon England
besiedelten.

Sie Ja und wahrscheinlich haben dann die Vikinger die Iren zurück
nach Irland gedrängt und England dann den Engländern zur Verfügung
gestellt.

Er (stolz) In Geschichte war ich schon in der Schule gut!
Wenn wir nach Hause zurückkehren, müssen wir unbedingt unseren
Freunden erzählen, was wir hier alles gelernt haben!


Wo befindet sich das Dorf?

Sie (aufgeschreckt) Hier ausfahren!

Er Wo?

Sie (zeigt 45° nach hinten) Da!




Black.






Szene 4




Er Du und Dein Scrambleton. Wunderbar zum essen! Die besten Restaurants
der Gegend! Super, und was finden wir? Ruinen!


Sie Aber im Reiseführer stand, sie hätten auch Food.

Er Die ausgestellten Ueberreste aus dem 12. Jahrhundert vor Christus.

Sie Aber unterwegs haben wir ja dann ein Pub gefunden.

Er Ehrlich, das Pub-Essen ist ja wirklich nicht schmackhaft. Hast
Du das verstanden, warum die mir kein Steak gegeben haben, obwohl ich extra
eins verlangt habe?


Sie Da schreiben die extra Steak & Kidney-Pie an. Das Steak
geben sie aber nicht mit, nur den Pie

Er Und gerade auf diesen hätte ich verzichten können.

Sie Dabei habe ich mich so auf das englische Essen gefreut.

Er Dabei gibt es nur Speck zum Frühstück...


Sie ...und Pie zum Mittagessen.

Er Vielleicht ist das Essen ja in Schottland besser.

Sie Sag mal, Männe, wie lange geht's noch bis Schottland?

Er Morgen sollten wir da sein.


Sie Wie lange sind wir jetzt schon unterwegs?

Er Fünf Tage etwa.

Sie so lange?

Er Du wolltest ja unbedingt noch 2 Tage in Paris verbringen und
London wolltest Du auch noch ansehen.


Sie Und Du hast 14 Tage Ferien?

Er Ah, da vorne hat es ein McDonald's

Sie Die haben hier auch ein McDonald's? Ich finde es toll, dass
wir Deutschen auch nach England expandieren. Wieviel Ferien hast Du?

Er 14 Tage. McDonald's ja oder nein?

Sie Man sollte sich zwar auf Reisen den lokalen Gegebenheiten anpassen,
aber es kann niemand etwas dagegen haben, wenn wir zwischen drin mal....



Sie Ausfahrt!

Er Wo?

Sie (zeigt 45° nach hinten) Da!

Er Schade


Sie Fein, dann haben wir ja noch 8 Tage in Schottland!

Er Zurückfahren müssen wir ja auch noch.

Sie Zum McDonald's?

Er Nachhause.


Sie Lohnt es sich dann überhaupt, nach Schottland zu fahren?

Er Ewig meckerst Du. Du wolltest ja nach Schottland. Und jetzt,
wo wir fast das Ziel erreicht haben, frägst Du ob es sich überhaupt
noch lohnt.

Sie Ich wollte Ferien in Schottland verbringen, die ganzen 14 Tage.
Und jetzt haben wir nur noch 2! Nur weil Du Deinen blöden Mercedes
ausführen wolltest.


Er Das Thema hatten wir schon und mein Mercedes ist nicht blöd

Sie Ist er schon

Er Du kannst ja aussteigen.

Sie Auf der Autobahn?


Er Jetzt beruhige Dich doch wieder! Wir können ja nächstes
Jahr wieder nach Schottland fahren. Wir können ja kurzfristig die Pläne
ändern und in England bleiben.

Sie Dann könnten wir ja auch nach Liverpool fahren.

Er Wenn es unbedingt sein muss, fahren wir halt nach Liverpool


Sie Ausfahrt!

Er Wo?

Sie (zeigt 45° nach hinten) Da!



Black und Schluss











© 2000 by Alexander H.J. Mühle


Unauthorisierte Verwendung verboten, Aufführung jedoch mit vorgängigem
Hinweis an RedMill erlaubt





         
         
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